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'Makrolid Azithromycin hemmt die Ausbreitung von Pseudomonas aeruginosa', Version vom 18.05.2006, zum Druck erstellt am 24.04.2018 um 14:48 Uhr
Braunschweig – Das Makrolid Azithromycin (AZM) kann Lungeninfektionen mit dem Erreger Pseudomonas aeruginosa im Zaum halten, indem es eine Virulenzsteigerung des Erregers verhindert. Den zugrunde liegenden Mechanismus haben Wissenschaftler der
Gesellschaft für Biotechnologische Forschung [1] (GBF) in Braunschweig jetzt aufgeklärt. Sie publizierten ihre Ergebnisse im Journal of Antimicrobial Agents and Chemotherapy (2006; 50(5): 1680-1688).
Pseudomonas aeruginosa kann schwere und hartnäckige Lungeninfektionen verursachen. Zur oft tödlichen Bedrohung wird das Bakterium vor allem für Menschen, die an der angeborenen Krankheit Mukoviszidose (zystische Fibrose) leiden. Die zähflüssige Beschaffenheit des Bronchialsekrets und die verminderte Fähigkeit dieser Patienten abzuhusten, schafft günstige Lebensbedingungen für den Erreger.
„Viele Menschen mit dieser Erkrankung infizieren sich irgendwann mit Pseudomonas aeruginosa und werden den Erreger dann nicht mehr los“, erklärte die GBF-Wissenschaftlerin Dr. Susanne Häussler. Pseudomonas aeruginosa sei bei diesen Patienten die häufigste Todesursache. Antibiotika helfen nach ihren Angaben oft nicht, weil sich Pseudomonas im zähen Bronchialschleim der Kranken „regelrecht verschanzt“.
AZM stört das so genannte Quorum Sensing der Bakterien. Dies ist ein Mechanismus, mit dem der Erreger seine Wachstumsdichte misst. Bis zu einem gewissen Schwellenwert setzt er auf unbemerktes Wachstum. Danach geht das Bakterium zu aggressiver Ausbreitung und Konfrontation mit dem Immunsystem über. Er zerstört dann Lungengewebe massiv und großflächig, was bei Mukoviszidose-Kranken meist zum Tod führt.
Diese Steigerung der Virulenz kann AZM verhindern oder zumindest verzögern. „Wir können den Zustand der Patienten stabilisieren und ihre Chancen verbessern, wenn wir gezielt nach Substanzen suchen, die das Quorum Sensing der Erreger stören. Und wenn das Immunsystem lange genug Zeit hat, kann es in einigen Fällen sogar selbst wirkungsvoll gegen den Erreger vorgehen“, betonte die GBF-Wissenschaftlerin.
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Quelle: Newsletter Deutsches Ärzteblatt vom Freitag, 12. Mai 2006